Metabolische Lactatazidose versus metabolische Azidose: eine retrospektive Bewertung der Ergebnisse bei kritisch kranken Patienten

Nachstehend finden Sie eine Zusammenfassung des Artikels “Metabolische Lactatazidose versus metabolische Azidose: eine retrospektive Bewertung der Ergebnisse bei  kritisch kranken Patienten” vor, dessen Originaltitel “Lactate Versus Non-Lactate Metabolic Acidosis: A Retrospective Outcome Evaluation Of Critically Ill Patients” in englischer Sprache von Kyle J Gunnerson, Melissa Saul, Shui He und John A Kellum verfasst und im Critical Care 2006, 10:R22 (doi:10.1186/cc3987) veröffentlicht wurde.

 

Einführung: Säure-Basen-Anomalien sind in der Intensivstation (ICU) häufig anzutreffen. Es bestehen Unterschiede in den Ergebnissen zwischen respiratorischer und metabolischer Azidose bei ähnlichen pH-Bereichen. Einige Formen der metabolischen Azidose (beispielsweise Lactat) scheinen schlechtere Ergebnisse aufzuweisen als andere (beispielsweise hyperchlorämische Azidose). Die relative Häufigkeit jeder einzelnen Erkrankungsart ist nicht bekannt. Die Autoren haben folglich diese Studie durchgeführt, um die Art und die klinische Bedeutung der metabolischen Azidose bei kritisch kranken Patienten zu bestimmen.

 

Methodik: Es wurde eine beobachtende Gruppenstudie kritisch kranker Patienten in einem Krankenhaus mit Maximalversorgung durchgeführt. Schwerkranke Patienten wurden auf den klinischen Verdacht  einer Lactatazidose hin ausgewählt. Die Krankenhaussterblichkeit der gesamten Gruppe betrug 14%, die Verbleibdauer im Krankenhaus 12 Tage und die Länge des Aufenthalts auf der Intensivstation  5,8 Tage.

 

Ergebnisse: Die Unterlagen von 9799 zwischen dem 1. Januar 2001 und dem 30. Juni 2002 auf der Intensivstation eines Krankenhaus mit Maximalversorgung eingelieferten Patienten wurden überprüft. Dann wurde eine Gruppe ausgewählt, bei der die Ärzte eine Messung des arteriellen Lactatspiegel der Patienten angeordnet hatten. Hierbei wurden jene Patienten ausgeschlossen, bei denen eine zur Einstufung als Säure-Base-Störung erforderliche Variable fehlte. Insgesamt 851 Patienten (9% der ICU-Einweisungen) erfüllten die geforderten Kriterien. Von ihnen hatten 548 Patienten (64%) eine metabolische Azidose (Standard Base Excess <-2 mmol/l). Diese Patienten hatten eine Sterblichkeitsrate von 45%, verglichen mit 25% für diejenigen ohne metabolische Azidose (p <0,001). Anschließend wurde die Fälle metabolischer Azidose auf der Grundlage des vorhandenen, vorherrschenden Anions (Lactat, Chlorid oder alle anderen Anionen) unterteilt. Die Sterblichkeitsrate lag bei Lactatazidose (56%) am höchsten; für die Azidose  der starken Ionen-Lücke (SIG)  betrug sie 39% und für die hyperchlorämische Azidose 29% (p <0,001). Ein schrittweises logistisches Regressionsmodell identifizierte Lactat im Serum, SIG, Phosphat und Alter als unabhängige Prädiktoren der Sterblichkeit.

 

Schlussfolgerung: Bei kritisch kranken Patienten, bei denen eine Messung des Lactatspiegels angefordert wird, waren Lactat und SIG starke, unabhängige Prädiktoren der Sterblichkeit, wenn sie die Hauptursache der metabolischen Azidose darstellten. Insgesamt starben Patienten mit metabolischer Azidose fast doppelt so häufig wie Patienten ohne metabolische Azidose.